Ein Reisebericht von Hans Beißwanger.

Seine einmalige und intensiv gepflegte Partnerschaft mit der Werischwarer Blaskapelle hat der Musikverein „Harmonie“ Gerstetten am letzten September- Wochenende in Ungarn in Gerstettens Partnerstadt gefestigt.

 „Willkommen in Ungarn“ und „Pfingstfest 1990 in Werischwar mit der Gerstetter Blaskapelle“, so war es auf dem Programm zu lesen und auf Plakaten in Werischwar verkündet! Mit dieser ersten Konzert- und Ausflugsreise des Musikvereins unter dem Vorsitzenden Hans Berger und Dirigent Gerd Henning ins Ofener Bergland hat vor 25 Jahren eine herzliche Freundschaft mit der Werischwarer Blaskapelle begonnen, die später mit einer Partnerschaft besiegelt wurde. Fast alle Gerstetter Musiker waren zum ersten Mal in Ungarn. Mit einem Konzert im Kulturhaus, der Schubart-Messe in der Kirche, Mitwirkung beim Schwabenball, Platzkonzerten und Ausflügen in die Piliser Berge haben sie die Werischwarer Bürger begeistert und die herzliche ungarische Gastfreundschaft kennengelernt. Damals nicht ganz einfach, über 60 Personen privat unterzubringen, doch die ungarischen Gastgeber haben das geschafft. Zudem noch Visumpflicht, Grenzkontrollen und lange Wartezeiten bei der Einreise.

Diese Freund- und Partnerschaft ist keine Eintagsfliege geblieben! Seitdem sind die Gerstetter Musiker und Musikerinnen samt Vorstandschaft und etlichen treuen Mitgliedern im Reisebus über ein Dutzend Mal offiziell ins Land der Magyaren gefahren und ebenso oft hat eine fröhliche Reisegesellschaft der Blaskapelle Werischwar mit Angehörigen und Freunden die 850 km Fahrt in etwas mehr als zwölf Stunden auf die Gerstetter Alb unter die Räder genommen. Seitdem trifft man sich etwa im Zwei-Jahres-Rhythmus, so dass die Vereine beiderseits nicht überfordert sind. Eine herzliche Freundschaft ist zudem in den Familien entstanden, die auch durch private Begegnungen gepflegt wird.

Ein Höhepunkt der Partnerschafts-Begegnung war das Jubiläumskonzert zum 25- Jährigen am Sonntagnachmittag des 27. September in der Musikschule des Gymnasiums. Der Saal und Galerie waren vollbesetzt durch die Bürger und Gastgeber Werischwars. Mit einer feierlichen Fanfare begrüßten die Gerstetter Musiker die Festgemeinde. Danach bot Dirigent Marco Erhardt mit seinen Musikern und Musikerinnen das Repertoire mit Deutscher Blasmusik von modern bis volkstümlich. Gemeinsam setzte der Musikverein Gerstetten und die Werischwarer Blaskapelle ein musikalisches Feuerwerk fort durch die Dirigenten Marco Erhardt und Kapellmeister Buszas Balint der Ungarn. Das bewährte Gesangsduo mit Fritz Erhardt und dem ungarischen Musikvereinsvorsitzenden Janos Feldhoffer sowie unserem Trompeter Damir Meta mit ungarischen Wurzeln als Moderator und Sebastian Jäger brachten zum Schluss den Saal in Wallung.

Bürgermeister Istvan Gromon überbrachte die ungarischen Grüße, während unser Vorstand Stefan Szabo als Gastgeschenk ein Aquarell mit Gerstetter Landschaft des Gerstetter Hobbymalers Johann Legner übergab. Die Original-Bilder bekamen zudem alle unsere ungarischen Freunde, die sich um die Deutsch/Ungarische Partnerschaft verdient gemacht haben.

Die neue Partnerschaftsurkunde ist stellvertretend unterzeichnet von den Vorständen Stefan Szabo und Janos Feldhoffer und darauf ausgerichtet, dass unsere junge Generation diese länderübergreifende und tolle Partnerschaft im bisherigen Sinne pflegt und weiterführt nach der Devise des Musikvereins: „Jugend ist Zukunft!“ Ein Zeichen setzten viele unserer Jungmusiker, etliche kaum über 16 Jahre jung und für zwei Tage von der Schule befreit, um erstmals in Ungarn mit dabei zu sein!

Die „Väter“ der Partnerschaft waren vor rund dreißig Jahren Eduard Gillitzer, in Üröm geboren, bei einer Ungarn-Reise mit seinem Landsmann Lörinc Schäffer, Vorsitzender der dortigen Blaskapelle. Bei einem Auftritt der Mauterer Kapelle, Vorgänger der 1989 gegründeten Werischwarer Blaskapelle damals unter der Leitung von Kapellmeister Janos Brandhuber, haben die beiden die Idee verfolgt, die heutigen Partnerkapellen zusammen zu bringen. Der HNP-Zeitungsmann Helmut Schwarz hat in seinen Berichten unermüdlich das Interesse an einer Verbindung mit Gerstetten geweckt und so ist es zum ersten Zusammentreffen, später zur Musikvereins-Partnerschaft und danach zur Partnerschaft der Gemeinden Gerstetten und Werischwar gekommen. Die Bürgermeister von Werischwar Istvan Botzheim, Elisabeth Groß-Krupp und Istvan Gromon haben die Partnerschaften stets mitgetragen.

Das Rahmenprogramm sah eine Teilnahme der Gerstetter Musikkapelle beim traditionellen und großen Festumzug zum Weinlesefest durch die Straßen von Werischwar vor. Durch strömenden Regen, den man sonst gut gebraucht hätte, wurden die Musikvorführungen der Gruppen sowie tollen Volkstanzdarbietungen ins Haus 'Haus der Künste`, früher Kulturhaus verlegt. Hier ging es auch abends beim sogenannten früheren Schwabenball hoch her.

Mit schönem Wetter wurden die Gerstetter aber beim Ausflug nach Visegrad und mit guter Fernsicht von der Burg übers Donauknie belohnt. Beim Abschieds- und Kameradschaftsabend in der „Stube“, früher Schwabenstube genannt bei Sofia Ay und Edina Müller wurden vor der Heimreise die Gastgeschenke getauscht: Heimisches Bier gegen ungarische Schunken und Kolbas-Würste.

Zugleich wurden die Werischwarer zum Gegenbesuch im kommenden Jahr Anfang Oktober nach Gerstetten eingeladen. Bis dahin wird geplant, die Feier zur 20-jährigen Gemeinde-Partnerschaft, das Marktessen in der neu renovierten Turn- und Festhalle, sowie ein zünftiges 2. Gerstetter Oktoberfest durchzuführen. Dabei werden die Musikkapellen Gerstetten und Werischwar die sonst nicht sehr festfreudigen Gerstetter aus der Reserve locken!